Hilfe! Ich habe den Überblick verloren…

by admin
Hilfe! Ich habe den Überblick verloren…

Leider höre ich diesen Satz in letzter Zeit des öfteren. Es kann jeden treffen, der Überblick über die eigenen Finanzen ist schnell verloren. Jetzt heißt es in erster Hinsicht erstmal Ruhe bewahren und sich dem Übel annehmen. Die Situation ist meistens die gleiche, ungeöffnete Briefe diverser Gläubiger, gut verstaut in den phantasievollsten Ecken der Wohnung. Frei nach dem Motto, was ich nicht weiß macht mich nicht heiß. Doch glauben Sie mir, dieses ist genau der falsche Weg. Wenn das Inkassobüro schreibt oder gar schon ein Anwalt, ist aus einer kleinen Forderung schnell mal das doppelte geworden. Jetzt ist handeln angesagt! Setzen Sie sich mit Ihren/m Familienmitglied/ern hin und erstellen Sie eine Tabelle Ihrer Gläubiger und dessen Forderungen. Seien Sie dabei auf jeden Fall realistisch und schreiben Sie keine Zahlen schön. Irgendwann muss der Zeitpunkt gekommen sei, wo Sie wieder das Zepter über IHR GELD in der Hand halten.

Wichtig ist ebenfalls nicht zu denken: „Oh Schatz, der hat sich schon seit einem halben Jahr nicht mehr gemeldet, der verzichtet bestimmt auf sein Geld“. Das ist FALSCH, die Inkassobüros betreiben ein Monitoring über Sie, dieses heißt im Klartext, sobald Sie sich etwas finanziell gefangen haben, schlagen Sie zu und oftmals kommt mal eben noch der (Hauseigene) Rechtsanwalt mit seinen neuen Kosten inklusive angefallener Inkassogebühren und Zinsen.

Nun haben Sie die Aufstellung der Gläubiger, doch wie geht es weiter?

Ganz einfach, Sie erstellen eine Liste mit Ihren realistischen Einnahmen. Auch hier bitte nur Geld berechnen über welches Sie tatsächlich verfügen werden. Dazu gehört das regelmäßige Einkommen oder Zuwendungen. Auf keinen Fall das Weihnachtsgeschenk der Oma einrechnen oder andere schön klingende Geldquellen. Eventuell ist es ratsam einen Nebenjob anzunehmen, die eine oder andere Zigarette oder ein Abo in Frage zu stellen.

Sie sollten nun über eine Ein- und Ausgabenliste verfügen. Im besten Fall haben sie eine positive Zahl und damit können Sie rechnen und arbeiten.

Hier eine Beispielrechnung:

Einnahmen Gehalt Mann: 1500,00 Euro netto (nach Steuern und Abgaben)

Einnahmen Nebenjob Frau: 450,00 Euro

Gesamteinnahmen: 1950,00 Euro

Ausgaben:

Miete warm: 450,00 Euro

Strom: 70,00 Euro

Telefon: 60,00 Euro

Leben: 300,00 Euro

Ausgehen: 150,00 Euro

Tabak: 150,00 Euro

Benzin: 100,00 Euro

Kreditrate: 280,00 Euro

Zeitungsabo: 20,00 Euro

GEZ (monatl. gerechnet): 20,00 Euro

Versicherungen: 50,00 Euro (wenn mehr bitte Prüfen ob ggf. zu kündigen 😉 )

Ausgaben gesamt: 1650,00 Euro

Differenz aus Einnahmen-Ausgaben = 300,00 Euro

Aufstellung der Forderung ergab eine Gesamtforderung aus rund 3.000,00 Euro bestehend aus 10 Gläubigern.

Jetzt sollten Sie nicht direkt anfangen die 300,00 Euro zu verteilen und damit in gut 12 Monaten mit der Tilgung der Summe fertig sein. Denn eines kann ich Ihnen voraussagen, das Leben hat auch in dieser Situation die ein oder andere Gemeinheit für Sie parat. Das kann in Form einer defekten Waschmaschine sein oder das Auto braucht eine Reparatur oder was ich Ihnen auf keinen Fall wünsche -eine Steuernachzahlung. Das Finanzamt wird sich immer vordrängeln, egal in welcher Situation Sie sich befinden –versprochen. Deshalb sollten Sie, so absurde es klingt, auch sparen. In diesem Fall sollten Sie die rund 100,00 Euro zum Sparen nutzen und die anderen 200,00 Euro zur Schuldentilgung. Ein Leitsatz schlägt hier vor, 2/3 abzahlen, 1/3 sparen.

Nach Adam Riese wären Sie bei der nötigen Disziplin innerhalb von 18 Monaten Schuldenfrei –doch Teilen Sie das Geld bitte nicht direkt auf. Jetzt schauen Sie sich bitte Ihre Gläubiger mit den Forderungen an. Teilen Sie 160,00 Euro durch die Forderungen und senden Vergleichs- und Ratenangebote bis maximal 24 Monate an diese. Warum Vergleichsangebote beschreibe ich später. Erfahrungsgemäß werden einige Gläubiger versuchen die Rate hochzusetzen. Versuchen Sie dieses abzuwenden, wenn es jedoch nicht anders geht, stimmen Sie zu. Der Vergleich kann mitunter Geld sparen. Gehen wir einmal von dem Folgenden Beispiel aus:

Ihre Schuld beträgt 60,00 Euro aus einer nicht bezahlten unstrittigen Rechnung. Kosten und Mahnspesen des Gläubigers und des mittlerweile eingeschaltet Inkassobüros belaufen sich auf rund 60,00 Euro. Demnach besteht eine offen Forderung bei 120,00 Euro. Dort können Sie den Vergleichsbetrag von 100,00 Euro á 10,00 Euro monatliche Rate ansetzen. Sie können ein Muster eines Vergleichs- und Ratenzahlangebotes hier herunterladen.

Ein „seriöses“ Inkassobüro wird dem zustimmen unter der Prämisse, dass Sie pünktlich die Raten zahlen. Zu verschenke haben Sie in Ihrer Situation nichts! In der Regel schickt Ihnen das Inkassobüro oder der Gläubiger ein Ratenvertrag. Unterschreiben Sie diesen und senden Sie den auf jeden Fall zurück. Wenn Sie das nicht machen, besteht die Gefahr nach den 10 pünktlich gezahlten Raten, dass nach einiger Zeit wieder eine Forderung auf Sie zukommt, erneut mit Gebühren und Zinsen. So werden Sie den Inkassostrudel nur sehr schwer entrinnen können.

Die Faustregel zeigt, dass eine Forderung innerhalb von maimal 24 Monaten beglichen werden sollte. Lassen Sie also ruhig noch Spielraum. Sollten sich tatsächlich alle Gläubiger auf einen Gesamtbetrag von 160,00 Euro einlassen, Sparen Sie bitte auch die 40,00 Euro und geben Sie diese nicht nur zum Vergnügen aus oder schließen ein zusätzliches Pay TV Abo ab. Begleichen Sie kleiner Forderungen schneller, das schafft mehr Überblick. Versuchen Sie mit einer Banking Software zu Arbeiten. WiSo mein Geld (mein Favorit), StarMoney oder Quicken haben sehr gute Möglichkeiten zum Planen und zur Geldverwaltung.

Schaffen Sie Ordnung und erstellen eine Mappe/Ordner mit allen Briefen. Sie dürfen mir glauben, das ein oder andere Schriftstück werden Sie wechseln.

Wenn Sie diese Tipps beherzigen, werden Sie bald wieder ruhig schlafen und brauchen sich nicht auf den Sonntag oder Feiertage zu freuen, um in Ruhe schlafen zu können…

Wenn die Situation jedoch zu ausweglos erscheint oder es keinen Überschuss gib, nehmen Sie bitte Kontakt mit einem seriösen Schuldenberater zum Beispiel von der Caritas auf. Diese sind für Sie kostenlos! Andere Unternehmen versuchen mit Ihrer Not noch Geld zu verdienen und bald reiht sich ein neuer Gläubiger in die Reihe.

Meine Tipps in der Übersicht

  • Verschaffen Sie sich einen Überblick der Forderung und öffnen Sie alle Briefe
  • Erstellen Sie ein Ein- und Ausgabenliste
  • Gibt es Möglichkeiten etwas einzusparen
  • Nehmen Sie sich immer etwas von Ihrem Einkommen um Ihnen etwas zu gönnen z.B. gemeinsam Essen gehen oder in einen Park. Kleiner „Luxus“ bringt Motivation.
  • Können selten benutzte verzichtbare Luxusgüter eventuell verkauft werden.
  • Schreiben Sie die Gläubiger oder dessen Vertreter immer an und rufen Sie diese nicht an. Das Personal im Callcenter ist bestens geschult und wird Sie einschüchtern
  • Versuchen Sie Ihre Ausgaben zu reduzieren oder nehmen Sie einen Nebenjob an
  • Nehmen Sie den monatlichen Überschuss nicht komplett zur Schuldentilgung, sparen Sie 1/3 des Überschusses und rühren diesen wirklich nur an, wenn es nicht anders geht. TIPP: Richten Sie sich ein Tagesgeldkonto ein, damit Sie nicht sofort darauf zugreifen können.
  • Versuchen Sie ein Vergleich anzustreben und eine möglichst niedrige realistische Rate bis 24 Monate.
  • Selbst ein Gerichtsvollzieher lässt sich auf eine Rate ein. Jedoch maximal 12 Monate (in der Regel), versuchen Sie sich also vorab mit dem Gläubiger oder dessen Vertreter zu einigen
  • Sollten alle Stricke reißen, holen Sie sich professionelle KOSTENLOSE Hilfe z.B. Caritas
  • Vermeiden Sie unseriöse Kreditangebote, besonders diese „Kredit ohne Schufa, Auszahlung heute“. Damit wird Ihre Schufa noch schlechter und kostet Geld, was Sie derzeit nicht haben.
  • Schämen Sie sich nicht, es kann jeden treffen!

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