Seit Jahren ist die Europäische Zentralbank (EZB) als Währungshüter dabei, den Leitzins für den Euroraum zu senken. Der für Geldgeschäfte am Finanzmarkt entscheidende Leitzins sank jetzt von bisher 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent. Parallel dazu wurde als Novum ein Strafzins eingeführt. Banken, die ihr Geld bei der EZB parken, zahlen in Zukunft 0,1 Prozent Zinsen für ihre Einlagen.
Was die EZB damit erreichen will
Die EZB als Währungshüter will die Kreditvergabe im Euroraum ankurbeln und eine Deflation verhindern. Niedrige Zinsen sorgen für billige Kredite. Die damit verbundenen Investitionen in der Industrie dienen der Entwicklung der Wirtschaft. Der Negativzins für Einlagen soll die zu niedrige Inflation beflügeln, den Euro abschwächen und damit die Importe verteuern. Die Banken sollen überschüssiges Geld nicht bei der Europäischen Zentralbank „parken“, sondern es in Form von Krediten an die Wirtschaft und die Verbraucher weitergeben. Das beflügelt die Konjunktur und wirkt als Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung.
Die Inflationsrate ist im vergangenen Monat auf historisch niedrige 0,5 Prozent gesunken. Zielmarke der Währungshüter ist eine Inflationsrate von um zwei Prozent. Davon ist der Euroraum weit entfernt. Der zu geringe Preisanstieg macht eine Deflation wahrscheinlicher. Wenn Verbraucher erwarten, dass die Preise weiter sinken, ändern sie ihr Kaufverhalten. Sie kaufen nicht, sie warten ab. Diese abwartende Haltung schadet der Konjunktur und hat fatale Folgen für die Wirtschaft. Grundsätzlich bringen Anlagen in festverzinsliche Wertpapiere in Zeiten niedriger Zinsen keine großen Erträge. Von den niedrigen Zinsen profitieren die Staaten, die sich so leichter entschulden, Unternehmen, für die Investitionen billiger sind und Verbraucher, die billig Kredite bekommen.
Was die Geldpolitik der EZB für den Verbraucher bedeutet
Banken reichen niedrige Zinsen an die Verbraucher weiter. Das heißt, Sparer bekommen für ihre Anlagen auf Tages- oder Festgeldkonten schon lange nur noch Mini-Zinsen. Das führt schleichend zur Enteignung der Sparer und reißt große Lücken in deren private Altersvorsorge. Die niedrigen Zinsen erschweren es den Lebensversicherern, ihre Garantieversprechen zu halten. Damit wird es immer schwerer, die ursprünglich geplanten Beträge für die Altersvorsorge bei gleichbleibenden monatlichen Rücklagen zu erwirtschaften.
Aber Verbraucher können auch von niedrigen Zinsen profitieren, indem sie jetzt, wo die Hypothekenzinsen historisch niedrig sind, ein Haus bauen oder eine Immobilie erwerben. Anlagen in Immobilien erfreuen sich deswegen aktuell auch großer Beliebtheit. Die hohe Nachfrage führt im Immobiliensektor zu steigenden Preisen. Durch die niedrigen Zinsen zahlen Verbraucher jedoch am Ende kaum mehr. Wohneigentum ist ein idealer Baustein im Rahmen der Altersvorsorge. Wer im Alter mietfrei wohnen kann, hat deutlich geringere Lebenshaltungskosten.
Müssen Verbraucher negative Zinsen fürchten?
Wenn die Banken jetzt Strafzinsen für Einlagen zahlen, heiß das nicht, dass sie den Strafzins an die Verbraucher weiterreichen. Sollten Banken ihren Sparern sagen, dass sie für ihr Vermögen, auch noch Strafe zahlen müssen, wäre das ein Absurdum. Während die Staaten sich langsam, aber sicher entschulden, würden die Sparer langsam aber sicher enteignet.
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