OTC Derivate werden nicht, wie es bei anderen Derivaten der Fall ist, an der Börse gehandelt, sondern über dem Schalter, in der Fachsprache „over the counter“. OTC Derivate ermöglichen mitunter hohe Renditen und bieten zudem eine gewisse Flexibilität. Allerdings sollten ebenso die Risiken berücksichtigt werden, denn diese Anlageform ist nicht hundertprozentig sicher. Risikoscheue Anleger sollten sich die Investition daher gründlich überlegen. Der folgende Beitrag erklärt, wie sich OTC Derivate von den an der Börse gehandelten Derivaten unterscheiden und welche Vor- und Nachteile bestehen.
OTC Derivate: Die Vor- und Nachteile
Die standardisierten Derivate, die an den Börsen gehandelt werden, gewährleisten eine hohe Markttransparenz und ermöglichen es, dass die Produkte gut verglichen werden können. Allerdings kann diese Standardisierung die Auswahl an Finanzprodukten auch einschränken. Dies ist insbesondere der Fall, wenn der Anleger spezielle Wünsche hat. Mit OTC Derivaten hingegen ist es Ihnen möglich, das gewünschte Finanzprodukt individuell zu modifizieren und Ihren eigenen Bedürfnissen anzupassen. Ein weiterer Vorteil dieser Anlageform ist der direkte Vertrag, der zwischen zwei Geschäftspartnern besteht. Dieser ermöglicht eine schnelle Abwicklung und erspart Ihnen die Börsengebühren. Dennoch muss erwähnt werden, dass OTC Derivate im Vergleich zu Pendants, die an der Börse gehandelt werden, oftmals risikoreicher sind. Der Grund hierfür ist, dass sie nicht den gewöhnlichen Kontrollmechanismen unterliegen. Zudem fällt es aufgrund der mangelnden Transparenz des Marktes schwerer, die Produkte zu vergleichen. Seit der Finanzkrise haben Derivate einen Imageschaden erlitten. Daher sprechen Kritiker diesbezüglich allgemein von einer riskanten Geldanlage.
Regulierung des Imageproblems
OTC Derivate haben mittlerweile einen zweifelhaften Ruf, wobei die Finanzkrise von CDS (Credit Default Swaps) häufig damit in Verbindung gebracht wurde. Diese Kreditderivate werden überwiegend außerhalb der Börse gehandelt. Der Zusammenbruch der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers Inc., die im Jahr 2008 aufgrund der Finanzkrise eine Insolvenz beantragen musste, verdeutlichte die Risiken, die mit unkontrollierten Finanzgeschäften und Märkten mit einer mangelnden Transparenz einhergehen.
Auch in Deutschland brachte der Crash dieser Bank viele Anleger um ihr Erspartes. Das Ziel hieß im Anschluss, den Handel mit OTC Derivaten zu regulieren, was 2012 in der so genannten EMIR (European Market Infrastructure Regulation) mündete. Diese EU-Initiative soll mehr Sicherheit und Transparenz schaffen. Die Risiken der Anleger sollen dadurch minimiert werden, indem künftig alle OTC Derivate über zentrale Gegenparteien abgewickelt werden. Dennoch können OTC Derivate eine risikoreiche Anlageform sein. Aus diesem Grund sollten sich unerfahrene und risikoscheue Anleger eine solche Investition gut überlegen.